Warum ich stumpfe „Übungen“ nicht mag…

Beitragsbild Warum ich reine Übungen nicht mag...

„Übungen“ – dieses Wort löst immer wieder ein gewisses Unbehagen in mir aus. Dabei sind „Übungen“ ein so wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Physiotherapeutin! In den Jahren, die ich nun schon mit Menschen mit und an ihrem Körper arbeite, hat sich bei mit eine ganz bestimmte Grundüberzeugung entwickelt, die ich zwar schon immer irgendwie hatte, die ich aber bis vor kurzem nicht wirklich greifen und in Worte fassen konnte. Das möchte ich hier jetzt tun. 😊

Ich war schon immer gerne in Bewegung

Lass mich ein bisschen ausholen: Ich war schon mein ganzes Leben lang gerne in Bewegung. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten draußen in der Natur. Egal ob per pedes (meine Füße sind mein bevorzugtes Fortbewegungsmittel 🙂), den Händen, dem Fahrrad, Snowboard oder früher auch mit 1 PS. Was ich allerdings noch nie gerne gemacht habe, sind stumpfe, sich wiederholende, immer gleiche Übungen. Ich langweile mich dabei schnell und bleibe nicht bei der Sache. Das führt dazu, dass ich „das mit diesen Übungen“ recht schnell wieder lasse. 

Da ich in meiner Jugend den ein oder anderen schnellen Wachstumsschub hingelegt habe, kam mein Muskel-Sehnen-Apparat nicht mit. Die Konsequenz: Ich bekam Probleme mit Hüften und Knien. Der Arzt verschrieb mir 6x Physiotherapie. Dort durfte ich dann meine ersten „Übungen“ machen. Warum genau DIESE, das habe ich damals nicht verstanden. Daher war meine Motivation auch eher mäßig. 

Zusätzlich zur Physiotherapie bekam ich noch beidseits Kniebandagen und Schuheinlagen verschrieben. Damit fühlte ich mich sehr unwohl… irgendwie eingezwängt, steif und geschient. „Das muss doch anders gehen!“, dachte ich mir schon damals. 

Der Leistungskurs Sport bescherte mit das AHA-Erlebnis

Da mir zumindest die Kniebandagen doch irgendwie geholfen haben, meinen Sport zu machen, habe ich sie notgedrungen angezogen. In der Oberstufe entschied ich mich sogar für den Leistungskurs Sport – wie ich Leichtathletik mit halbwegs guten Ergebnissen meistern sollte, das war mir allerdings zu dem Zeitpunkt schleierhaft.

Im Leistungskurs Sport steht auch viel Theorie auf dem Lehrplan: Trainingssteuerung, grobe Anatomie, etwas Biomechanik und viel Bewegungsbeobachtung und -beschreibung. Dadurch habe ich dann das erste Mal VERSTANDEN, WARUM ich diese oder jene „Übung“ machen sollte, um eine bestimmte BEWEGUNG besser umsetzen zu können.

Besonders beim Turnen kribbelte es mich plötzlich in den Fingern eine Bewegung in ihre Einzelteile aufzudröseln, sie Stück für Stück zu „üben“ und sie dann wieder zusammenzusetzen. Ich hatte damit also endlich ein ZIEL vor Augen. Dieses Vorgehen hat mir geholfen, nachher Figuren zu turnen, die mir zuvor unmöglich waren. 

"Übung" = "Bewegung"

Damit komme ich zu meiner Überzeugung, die sich mit den Jahren entwickelt hat:

Ich übersetze für mich inzwischen das Wort „Übung“ im Kopf mit „Bewegung“:

Jede deiner Bewegungen ist auch gleichzeitig Übung/Training für deinen Körper. Nicht nur das, was wir z. B. im Fitnessstudio tun, sondern auch – oder BESONDERS – das, was wir tun, bzw. wie wir uns bewegen, wenn wir z. B. Einkaufen gehen, arbeiten oder mit den Kindern spielen.

Eine bestimmte Übung zu machen, hilft mir eine neue Bewegung zu lernen.

Wenn ich diese Bewegung dann kann, brauche ich auch keine Übung mehr für sie zu machen, da ich die neuen Fähigkeiten jederzeit in meine alltäglichen Bewegungen einbauen kann. 

Denn: Was bringt es mir, wenn ich 3h in der Woche z. B. im Fitnessstudio bewusst auf meine Bewegungen achte, sobald sich die Tür des Studios hinter mir aber schließt, die restlichen 165h der Woche in meine alten Muster verfalle?

Wäre es nicht klüger, die Alltagsbewegungen mal unter die Lupe zu nehmen und diese gezielt zu „üben“ um sie zu verbessern? Dann (lass mich ein bisschen träumen), brauchen wir uns in Zukunft nur noch zu „bewegen“ um gleichzeitig unseren Körper sinnvoll zu trainieren. 🙃

Und wenn es ein bisschen mehr sein soll?

Meine Knie- und Hüftprobleme mehr ich seit Jahren im Alltag nicht mehr, die Bandagen und Einlagen habe ich schon lange entsorgt. Auch wenn ich mal z. B. bei einem Umzug helfe (was nicht jeden Tag vorkommt), habe ich keine Probleme, weil ich inzwischen gelernt habe, wie ich meine Muskeln aktivieren muss, um meine Gelenke optimal zu belasten und zu schützen.

Ich nutze jeden Tag das alltägliche Fahrradfahren, Gehen und Treppensteigen um meine Beinachse zu trainieren und meinen Status Quo zu erhalten.

Ich weiß aber, dass Hüfte und Knie meine Schwachstellen sind. Daher bereite ich mich für Aktivitäten, die deutlich über meine Alltagsbelastung hinaus gehen, gezielt vor. Zum Beispiel starte ich für meine geliebten Mehrtages-Wandertouren-mit-Gepäck einige Monate im Voraus spezifische Übungen und Trainings zu machen, um meinen Körper darauf vorzubereiten. Schließlich will ich Spaß bei der Tour haben und mich nicht bei jedem Schritt mit Schmerzen quälen – ich habe also ein KONKRETES ZIEL. 💪

Was ist dein konkretes Ziel, das du mit Übungen erreichen willst?

Mein Anspruch in allen Formen meiner Arbeit ist es, dir das Verständnis zu vermitteln, wofür du eine bestimmte Übung/Bewegung brauchst. Dabei sollten wir nämlich das Große Ganze – unser ZIEL – nie aus den Augen verlieren. Die Übungen, die ich dir zeige, sind immer (Teil-)Bewegungen der Zielbewegung (z. B. das Gehen). Damit mache ich es dir leicht, dranzubleiben. Du kannst deine neu gewonnenen Fähigkeiten direkt in deiner Zielbewegung umsetzen und dich freuen, etwas Neues gelernt zu haben, das dich vorwärtsbringt.

Genau nach diesem Konzept ist auch mein Onlinekurs „FUSSFUTTER“ aufgebaut. Wenn du also lernen möchtest, wie du dein Fundament – deine Füße – durch aktives Training gut aufstellst und sogar Schmerzen und Fehlstellungen reduzieren kannst, dann schau dir den Kurs an.

 

2 Kommentare

  1. Liebe Carlotta,
    ich denke es nicht zum ersten Mal, jetzt aber schreibe ich das einmal auf:
    Warum bin ich nicht schon Jahre früher auf so eine kompetente Physiotherapeutin wie dich gestoßen?
    Hätte mir früher einmal deine Argumentation jemand unterbreitet, wäre ich ganz sicher heute deutlich weiter.
    Darum: Super dein Ansatz!
    Und nach deinem Kurs kann ich sagen: Dein Konzept geht voll auf!
    Noch nie bin ich so bewusst auf meinen Füßen – und mit ihnen um- gegangen 🙂

    Ein ganz dickes DANKESCHÖN an dich!
    Viele Grüße
    Gabi

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