Die Achillessehnenentzündung bzw. die Achillodynie beschreibt eine schmerzhafte, entzündete und ggf. verdickte Achillessehne/ Sehnenscheide. Da der Fachbegriff „Achillodynie“ ein eher allgemeines Sammelbecken für zahlreiche Erkrankungen ist, die die Achillessehne betreffen können, muss hier unterschieden werden. Die Achillessehne selbst verläuft in einem bindegewebigen Schlauch – der Sehnenscheide. Ob nun bei einer Achillessehnenentzündung „nur“ der Schlauch, also die Sehnenscheide, oder (auch) tatsächlich die Sehne selbst betroffen ist, entscheidet maßgeblich über die therapeutischen Maßnahmen.
Warum entzündet sich die Achillessehne?
Typischerweise ist die Achillessehnenentzündung bzw. Achillodynie die Folge einer chronischen Überbelastung und/oder Fehlbelastung.
Um zu verstehen, warum sich gerade die Achillessehne z.B. bei hohen, schnell gesteigerten Umfängen im Laufsport oder auch aufgrund von jahrelang bestehenden Fehlstellungen entzündet, ist es wichtig zu wissen, was genau die Aufgabe der Achillessehne ist.
Die Aufgabe der Achillessehne
In der Achillessehne vereinigen sich die Sehnen des zweiköpfigen Wadenmuskels (Musculus gastrocnemius) und des Schollenmuskels (M. soleus).
Ansatzpunkt der Sehne am Fuß ist der obere Rand des Fersenknochens (Os calcaneus).
Bei Aktivierung der Wadenmuskulatur, zieht sich die Muskulatur zusammen und verkürzt sich. Dadurch baut sich in der Achillessehne Spannung auf, wodurch die Bewegung im Sprunggelenk ausgelöst wird – der Fuß streckt sich. Das kannst du auch sehr gut selbst ausprobieren bzw. erspüren: Lege deine Hand flächig hinten auf deine Wadenmuskulatur und strecke dann den Fuß – du solltest eine Anspannung in der Wade spüren können. 💪

In der Bewegung ist unsere Wadenmuskulatur also für die Fußstreckung zuständig.
Im Gehen und Springen bewirkt diese Fußstreckung ein Abdrücken vom Boden – die Wadenmuskulatur ist damit vor allem für den Vor- bzw. Auftrieb wichtig – in nenne das auch ganz gerne die „Katapultfunktion“.
Damit kommen wir zurück zu den möglichen Ursachen einer Achillessehnenentzüdnung/Achillodynie:
Mögliche Ursachen einer Achillessehnenentzündung
Bei schneller Steigerung von Trainingsumfängen – z. B. im Laufsport – kann es zu einer Überbelastung der Achillessehne kommen. Denk daran: jeder Schritt ist dabei eine Wiederholung für deine Achillessehne! Je schneller und weiter wir laufen, desto mehr Kraft wird über die Achillessehne geleitet. Wenn wir das Pensum zu schnell steigern, kommt der Körper mit der Anpassung der Sehnenfestigkeit nicht hinterher: Die Sehnenscheide und manchmal auch die Sehne selbst, entzündet sich.
Auch Fehlstellungen – vor allem im Fuß, aber auch in Knie, Hüfte und/oder Wirbelsäule – haben Einfluss auf die Belastung unserer Achillessehne. Wenn wir z.B. „schief“ sind, wird die Achillessehne einseitig mehr belastet. Andererseits kann eine zu schwache Fußmuskulatur mit dadurch entstehenden Fehlhaltungen im Fuß dazu führen, dass die Wadenmuskulatur die ganze Arbeit der Vorwärtsbewegung quasi alleine machen muss – die Folge ist ebenfalls eine Überbelastung.
Auch eine Schwäche der Wadenmuskulatur selbst ist eine Quelle, aus der sich eine Achillessehnenentzündung entwickeln kann. Warum? Je schwächer ein Muskel ist, desto schneller ist seine Grenze der Überlastung erreicht. (Das gilt übrigens für JEDEN Muskel im Körper 😉.) Da kann dann schon ein Spaziergang von 2h oder ein bisschen Trampolinspringen mit den (Enkel-)Kindern zu viel sein.
Was passiert bei einer Achillessehnenentzündung/ Achillodynie?
Eine Entzündung äußert sich in der Regel durch die 5 Entzündungszeichen Rötung, Überwärmung, Schmerz, Schwellung und Funktionsverlust.
Das ist bei der Achillessehne nicht anders:
Die Rötung ist zwar nicht immer sichtbar, der entzündete Bereich fühlt sich aber, vor allem im akuten Zustand, wärmer an als auf der gesunden Seite. Schmerz tritt vor allem bei Druck, beim „Anlaufen“ morgens oder nach längerem Sitzen, z. T. aber auch immer während der Belastung/Bewegung auf. Der Bereich der Entzündung – meist im unteren Drittel der Achillessehne nahe des Ansatzes an der Ferse – ist oftmals geschwollen und man spürt, dass die Sehne und damit die Muskulatur nur noch reduziert belastet werden kann.
Wenn nicht nur die Sehnenscheide, sondern auch die Sehne selbst betroffen ist (kann ärztlich z. B. über Ultraschall oder MRT festgestellt werden), fasert diese auf, bekommt kleine Risse und verdickt sich durch Wassereinlagerungen – sie verliert ihre strukturelle Stabilität.

Behandlungsansätze
Die Behandlung ist abhängig davon, wie ausgeprägt die Schädigung ist und ob „nur“ die Sehnenscheide betroffen ist oder auch die Sehne selbst.
Im akuten Zustand kann in beiden Fällen eine zeitweise Entlastung und kühlende Maßnahmen hilfreich sein. Ebenso kann eine sanfte Massage die oftmals verhärtete Wadenmuskulatur lockern und dadurch den Zug auf die Achillessehne reduzieren.
Je nachdem ob die Ursache eher im Trainingsumfang oder im Bereich der Fehlstellungen vermutet wird, sollte in der weiteren Behandlung der Fokus gelegt werden.
In der Praxis erlebe ich, dass die Ursache in den meisten Fällen bei den Fehlstellungen zu suchen ist – allen voran in den Füßen und deren Funktionalität – gefolgt von Dysbalancen im Bereich Hüft- und Beckenmuskulatur.
Diese zu beheben ist, meiner Meinung nach, der auf lange Sicht beste Ansatz um Probleme mit der Achillessehne in den Griff zu bekommen.
Bezogen auf die gesunde Funktion der Füße kann ich dir meinen Online-Kurs FUSSFUTTER ans Herz legen. Dort lernst du alles, was du brauchst um deine Füße – und damit auch deine Wadenmuskulatur – aktiv in deine Bewegungen einzubinden und deine Achillessehne bestmöglich zu unterstützen und „von unten her“ zu entlasten. 😊
Wenn die Achillessehne selbst (mit-)betroffen ist, ist Vorsicht geboten, was die gezielte Belastung betrifft. Wie oben beschrieben ist die Sehne selbst in diesem Fall nicht mehr stabil und sollte nur kleine Lasten halten müssen.
Ein kleinschnittiger Belastungsaufbau der Wadenmuskulatur mit regelmäßigen Kontrollen der Sehnenstruktur ist hier empfehlenswert um nicht zu riskieren, dass die Sehne weiteren Schaden nimmt oder im Extremfall sogar reißt.
2 Kommentare
Hallo Carlotta,
danke, habe wieder etwas dazu gelernt! Dass es zwei unterschiedliche Krankheitsbilder der Achillessehne gibt, war mir neu 🙂
Viele Grüße Gabi
Liebe Gabi,
Ja, dieses Wissen ist nicht allzu weit verbreitet – jedenfalls nicht unter den „Nicht-Medizinern“ ;).
Ich finde dennoch, dass es zum Verstehen der eigenen Symptomatik wichtig ist, damit man genau weiß, was da vor sich geht und was dann eben an Bewegung gut ist und was nicht. 🙂