Der Spreizfuß

Wenn der Fuß einem Kinderdrachen gleicht.

Weit verbreitet und oft verkannt, könnte man ihn sogar als Volkskrankheit bezeichnen: den Spreizfuß. Die Knochen des Vorfußes verlassen ihre natürliche Ausrichtung, typische Symptome wie brennende Schmerzen unter dem Fußballen lassen meist nicht lange auf sich warten. Was genau der Spreizfuß ist, wo er herkommen kann und wie ich es geschafft habe, meine eigenen Spreizfuß-Beschwerden los zu werden – das verrate ich dir in diesem Artikel.

Der Spreizfuß – eine Volkskrankheit?

Der Spreizfuß ist so weit verbreitet, dass ich ihn schon fast als Volkskrankheit bezeichne. Unser modernes Schuhwerk hat sicher einen großen Anteil daran – wenn es auch nicht allein verantwortlich ist: Symmetrisch zulaufende Schuhspitzen, steife Sohlen und Absätze zwängen den Fuß in unnatürliche Haltungen. Wenig abwechslungsreiche, harte und verdichtete Böden tun ihr übriges: Unsere Füße langweilen sich, werden unflexibel und schwach.

Was genau ist ein Spreizfuß?

Der natürliche Fuß hat eher die Form eines Fächers. Die langen Mittelfuß- und Zehenknochen stehen gerade übereinander. 

Im Vergleich dazu hat der Spreizfuß die Form einer Raute bzw. eines Drachen (wie man ihn früher als Kind gebastelt hat):

links: normaler Fuß, rechts: Spreizfuß | © Carlotta Ostmann

Groß- und Kleinzehe bekommen in ihrem Grundgelenk einen Knick. Dadurch ziehen sie die Knochen im Mittelfuß auseinander (roter Pfeil) während sich die Zehen oberhalb der roten Linie eher aneinander kuscheln.

Das Vorfußquergewölbe senkt sich durch das Auseinanderdriften der Mittelfußknochen zunehmend ab, die Mittelfußköpfchen kommen dem Boden immer näher – irgendwann geht der Vorfuß auf den Felgen.

Typische Symptome eines Spreizfußes

Die Symptome hängen von der Ausprägung des Spreizfußes ab. Vor allem beim Barfußgehen oder bei längeren Belastungen meldet sich der Fuß mit typischen Symptomen:

  • Druckschmerzen und vermehrte Hornhautbildung bis hin zu Hühneraugen unter dem Fußballen (meist unter dem 2./3. Zeh)
  • brennende Schmerzen bis hin zu Taubheit unter dem Fußballen v.a. bei längerer Belastung und/oder hohen Absätzen
  • schmerzhafte, gerötete Druckstellen außen am Groß- und/oder Kleinzehengrundgelenk
  • z. T. das Gefühl einen kleinen Stein unter dem Fußballen zu haben (das ist das betroffene Mittelfußköpfchen, das dem Boden zu nah kommt) 

Doch damit nicht genug: Wenn die Knochen erst einmal auf derartige Abwege geraten sind und nicht eingegriffen wird, folgen meist früher oder später unliebsame Begleiter:

  • Hallux valgus (X-Schiefstand der Großzehe) 
  • Schneiderballen (X-Schiefstand der Kleinzehe)
  • diverse Kleinzehendeformitäten (z. B. Krallen-, Hammer-, Malletzehen)
  • Morton Neurom

Was kann ich dagegen tun?

Am weitesten verbreitet sind Einlagen mit der sogenannten Vorfußpelotte. Diese soll das Vorfußquergewölbe passiv anheben und somit die Symptome lindern. Klar, das funktioniert auch – bis zu einem gewissen Grad (z. B. Barfußgehen wird dadurch meist nicht angenehmer).

Zudem wird häufig zu weichen Sohlen geraten um die Schmerzen, die durch den Druck entstehen, zu mindern. Dieser Rat sollte meiner Meinung nach sehr individuell gegeben werden. Weiche Sohlen machen dem Fuß z.T. die Arbeit sehr schwer, da er keine feste Grundlage hat, auf die er sich stützen und gegen die er sich abstoßen kann. Unter Umständen kann dadurch die Symptomatik eher sogar verschlechtert werden. Trotzdem gibt es Fälle, in denen eine weiche(re) Sohle von Vorteil sein kann.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Therapieansätze nur am Gipfel des Eisbergs kratzen, die Symptome zwar lindern können, die Ursache aber nicht beheben. 

Als viel effektiver hat sich das aktive, funktionelle Fußtraining herausgestellt. Damit habe ich es geschafft, nun schon seit Jahren beschwerdefrei zu sein – OHNE Einlagen und auch barfuß. 

Aktiv heißt: mit Hilfe deiner Muskeln (und deines Hirns – denn es steuert sie). 

Bei einem Spreizfuß sind die relevanten Fußmuskeln zur korrekten Ausrichtung deiner Zehen meist verkümmert.

Nur die Fußmuskeln sind langfristig in der Lage, die Position unserer Zehen und Fußknochen wieder „gerade zu rücken“ und sie auch an Ort und Stelle zu halten. 

Eine der wirkungsvollsten Grundübungen bei einem Spreizfuß ist daher: Das aktive Zehenspreizen

Übung bei Spreizfuß: Aktives Zehenspreizen

Die Zehen bei einem Spreizfuß auch noch aktiv spreizen? Klingt paradox? Stimmt! 

Biomechanisch ergibt es allerdings Sinn, da die Grundgelenke von Klein- und Großzehe in dem Moment wie eine Umlenkrolle funktionieren. Die Muskeln, die das Zehenspreizen ausführen, sind die einzigen, die in der Lage sind, die Zehenknochen wieder übereinander auszurichten. So schaffst du es langfristig, den Knick von Groß- und Kleinzehe wieder “gerade(r) zu biegen”. Außerdem werden die kurzen Fußmuskeln aktiviert und dein Gehirn trainiert.

Ausführung:

  • Anfangs setzt du dich für diese Übung am besten barfuß auf einen Stuhl. 
  • Nun versuche, die Großzehe nach innen (zum anderen Fuß hin) zu bewegen und damit den Knick zu verringern. 
  • Das gleiche probierst du mit der Kleinzehe nach außen (weg von den anderen Zehen). 

Na, wie klappt das? Lass dich nicht entmutigen, wenn die Zehen nicht auf Anhieb reagieren oder nur leicht zucken – Übung macht hier den Meister. 🙂

Das Zehenspreizen ist mir inzwischen zur Gewohnheit geworden. Damals war diese Übung der erste Schritt, um meinen Spreizfuß zu reduzieren. Nach und nach wurde ich besser, die Schmerzen weniger. Ich habe komplexere Übungen dazu genommen und kann inzwischen sagen, dass ich vollkommen schmerzfrei bin – egal, bei welcher Aktivität.

Das Zehenspreizen ist natürlich nicht die einzige Übung, die einen Spreizfuß reduzieren kann. Probier es doch auch mal mit einem regelmäßigen Barfußgehen auf verschiedenen (natürlichen) Untergründen! Das ist der natürlichste Weg, unsere Füße zu trainieren und beweglich zu halten.

Wenn du es noch genauer wissen möchtest und dir Anleitung wünschst, schau dir meine weiterführenden Angebote an:


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Quellen:

Schünke, M., Schulte, E. & Schumacher, U. (2014). PROMETHEUS Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem: LernAtlas der Anatomie.

Bowman, K. (2017). Gesunde Füße – step by step: Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen vermeiden.

Larsen, C. (2019). Gut zu Fuß ein Leben lang: Trainieren statt operieren: Die besten Übungen aus der Spiraldynamik®. Georg Thieme Verlag.

Hochschild, J. (2024). Strukturen und Funktionen begreifen: funktionelle Anatomie, therapierelevante Details (4. Aufl., Bd. 2). Georg Thieme Verlag.

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Der menschliche Körper fasziniert mich jeden tag aufs Neue. Als Hilfestellung oder auch einfach nur, um meine Faszination zu teilen, schreibe ich hier zu verschiedenen Themen rund um den Körper. Von Kopf bis Fuß, von groß bis klein, von allgemein bis persönlich.

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